Tutorial Webentwicklung (mit JSF) IV: Stylen

Stylen

Nun, unser Rechner beherrscht die vier Grundrechenarten, aber auf dem Bildschirm sieht das Ganze etwas gedrängt aus. Es gilt also, die Oberfläche zu gestalten. Und wie geschieht dies heutzutage, wenn nicht mit CSS? Jetzt kommt aber kein Kurs zum Webdesign. Ich möchte lediglich zeigen, wie dies in Verbindung mit JSF geschieht.

Zur Anlage eines CSS stellt NetBeans einen passenden Assistenten zur Verfügung. Nach einem Rechtsklick auf das Projekt TinyCalculator wählen Sie New->Other und im darauffolgenden Dialog aus dem Bereich Web das Cascading Style Sheet.

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Tutorial Webentwicklung (mit JSF) III: Grundrechenarten

Grundrechenarten

Nun, die Grundrechenarten kennt (hoffentlich) doch jeder: Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren. Dazu braucht es zwei Zahlen, die mit einem der vier Operatoren verknüpft werden und der Rechner spuckt das Ergebnis aus. Eine triviale Aufgabe, die Sie wahrscheinlich auch im Kopf oder schriftlich lösen können, aber warum die Mühe? Lassen wir dies unseren Computer erledigen und zwar so, dass wir dies im Browser nutzen können.

In diesem Teil des Tutorials lernen Sie die unter anderem serverseitige Verarbeitung mittels einer sogeannten managed Bean kennen.

Legen Sie dazu wahlweise ein neues Web-Projekt, wie unter “Die erste Webapplikation” beschrieben an, mit dem Unterschied, dass Sie das Projekt “TinyCalulator” nennnen oder nennen Sie das vorhandene Projekt um. Für Letzteres klicken Sie in der Projektansicht mit der sekundären (meist rechten) Maustaste auf das Projekt “JSFTutorial” und wählen im Popupmenü “Rename…”. Es erscheint ein kleiner Dialog zum Umbennen des Projekts:

   

Wählen Sie als neuen Namen “TinyCalculator” und markieren “Also Rename Project Folder”, um den Ordner gleichlautend umzubenennen.

Nun, was benötigen Sie für dieses Projekt? Da sind zwei Eingabefelder für die beiden Parameter, vier Buttons für die Operatoren und ein Feld für das Ergebnis. Editieren Sie dazu den Sourcecode der Seite index.xhtml

       

Die Abbildung zeigt dies im Kontext von NetBeans. Für die weitere Beschreibung verzichte ich auf solche Abbildungen. Stattdessen finden Sie jeweils den Sourcecode gelistet. So auch hier, um diesen einfach mittels copy and paste zu übernehmen (der Lerneffekt ist aber größer, wenn Sie selber editieren).

<?xml version='1.0' encoding='UTF-8' ?>
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Transitional//EN" 
    "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-transitional.dtd">
<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"
      xmlns:h="http://java.sun.com/jsf/html">
    <h:head>
        <title>Tiny calculator</title>
    </h:head>
    <h:body>
        <h1>Tiny calculator</h1>
        <h:form>
            <h:outputLabel value="Param 1:"/>
            <h:inputText id="param1"/>
            <br/>
            <h:outputLabel value="Param 2:"/>
            <h:inputText id="param2"/>
            <br/>
            <h:commandButton value="add"/>
            <h:commandButton value="substract"/>
            <h:commandButton value="multiply"/>
            <h:commandButton value="divide"/>
            <br/>
            <h:outputLabel value="Result:"/>
            <h:outputText id="result"/>
        </h:form>
    </h:body>
</html>

Wie Sie erkennen können, gibt es neben ein paar beschreibenden Labeln die erforderlichen Komponenten (inputText, commandButton und outputText). Gerechnet wird an dieser Stelle noch nicht. Starten Sie die Applikation.

               

In den beiden Eingabefeldern können Sie Werte eingeben. Klicken Sie auf einer der Schaltflächen, so scheint nicht zu passieren. Wenn Sie jedoch genau darauf achten, werden Sie bemerken, dass die Seite neu geladen wird.

Nun schauen Sie sich einmal den Sourcecode der Seite an (hier ein bisschen “schöner” formatiert).

<?xml version='1.0' encoding='UTF-8' ?>
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Transitional//EN" 
  "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-transitional.dtd">
<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
  <head>
    <title>Tiny calculator</title>
  </head>
  <body>
    <h1>Tiny calculator</h1>
    <form id="j_idt8" name="j_idt8" method="post" 
            action="/TinyCalculator/index.xhtml" 
            enctype="application/x-www-form-urlencoded">
      <input type="hidden" name="j_idt8" value="j_idt8" />
      <label>Param 1:</label>
      <input id="j_idt8:param1" type="text" name="j_idt8:param1" />
      <br />
      <label>Param 2:</label>
      <input id="j_idt8:param2" type="text" name="j_idt8:param2" />
      <br />
      <input type="submit" name="j_idt8:j_idt13" value="add" />
      <input type="submit" name="j_idt8:j_idt14" value="substract" />
      <input type="submit" name="j_idt8:j_idt15" value="multiply" />
      <input type="submit" name="j_idt8:j_idt16" value="divide" />
      <br />
      <label>Result:</label>
      <span id="j_idt8:result"></span>
      <input type="hidden" name="javax.faces.ViewState" 
            id="javax.faces.ViewState" 
            value="3061588258500397437:-7913731195929753954" 
            autocomplete="off" />
    </form>
  </body>
</html>

Hier ist bereits deutlich mehr passiert als in der ersten Applikation. Und es wird Zeit, zumindest ein paar der Ersetzungen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Unser Quelltext

<h:head>
   <title>Tiny calculator</title>
</h:head>

erreicht den Browser als

<head>
    <title>Tiny calculator</title>
</head>

Das haben Sie bereits bei der ersten Applikation gesehen. Was passiert eigentlich, wenn Sie das Präfix “h:” einfach auslassen? Nun, hier erst einmal nichts: Der Browser erhält zur Darstellung den gleichen HTML-Code. Später werden Sie jedoch sehen, dass es Komponenten gibt, die in den Header gehören. Und ohne den Namensraum zur Kennzeichnung als Tag, weiß JSF dann damit nichts anzufangen. Geben Sie den Präfix also einfach immer an. Er schadet nicht, und wenn Sie ihn brauchen,ist er da. Entsprechendes gilt auch für den Body.

Deutlich mehr passiert bereits bei “h:form”

<h:form> 
    [...] 
</h:form>

Im Browserquelltext wird dies regelrecht aufgebläht.

<form id="j_idt8" name="j_idt8" method="post" 
        action="/TinyCalculator/index.xhtml" 
        enctype="application/x-www-form-urlencoded">
  <input type="hidden" name="j_idt8" value="j_idt8" />
[...]
  <input type="hidden" name="javax.faces.ViewState" 
        id="javax.faces.ViewState" 
        value="3061588258500397437:-7913731195929753954" 
        autocomplete="off" />
</form>

Da ist zum einen eine id. Diese können Sie auch selber festlegen. Sie muss für die Seite eindeutig sein und dient dem serverseitigen Aufbau des Komponentenbaums. Interessant sind auch zwei versteckte Eingabefelder, die JSF nutzt, um Informationen mitzuführen. So müssen die Status der einzelnen Komponenten zwischengespeichert werden. Dies geschieht je nach Konfiguration auf dem Server oder auf dem Client. Der Wert des versteckten Eingabefeldes mit der ID “javax.faces.ViewState” stellt einen Identifier dar, unter dem die Status serverseitig gespeichert werden. Er ändert sich bei jedem Aufruf. Bei clientseitiger Speicherung kann der Wert je nach Größe des Formulars deutlich größer ausfallen. Weitergehende Informationen finden Sie in späteren Teilen dieses Tutorials beim JSF-Lebenszyklus sowie der Konfiguration

Der Rest im Schnelldurchgang: Ein outputLabel wird in ein label übersetzt, ein inputText in input type “text”, ein commandButton in input type “submit” sowie der outputText in ein span. In dieser Applikation. Denn je nach Kontext können einzelne Komponenten auch schon einmal anders übersetzt werden. Insofern stellen diese Tags ein Abstraktion von HTML-Elementen dar. Und jede Komponente erhält eine eindeutige ID bzw. Namen, in dem sich die Schachtelung der Komponenten widerspiegelt.

Eine Menge Stoff bisher, und die Anwendung kann noch nicht einmal rechnen. Zum Glück fällt der Quelltext bisher recht übersichtlich aus. Und vielmehr wird es auch nicht. Denn die Berechnung hat nichts in der xhtml-Seite zu suchen, schließlich erfolgt sie serverseitig. Aber wo?

Nun, dazu benötigt es eine Kaffeebohne (JavaBean). Eine JavaBean zeichnet sich dadurch aus, dass der Zugriff auf die Attribute (Objektvariablen) einem bestimmten Schema folgt, nämlich getund set, wobei Siedurch den gewünschten Methodennamen (in Anlehnung an das jeweilige Attribut ersetzen. Auch bekannt als Getter/Setter.

Legen Sie dazu eine neue Klasse vom Typ “JSF Managed Bean” an.

                                                       

Geben Sie als Klassennamen “CalculatorBean” an. Diesen Namen finden Sie weiter unten – mit kleinem Anfangsbuchstaben – als Name wieder.

               

Unter “Package” vergeben Sie einen beliebigen Paketnamen, im Beispiel “calculator”. Eine interessante Einstellung können Sie bei “Scope” vornehmen. Damit legen Sie fest, ob die Bean beispielsweise nur für eine Anfrage, eine Sitzung oder die gesamte Applikation gültig ist. Mehr dazu später. Belassen Sie dies hier auf “request” und beenden Sie den Assistenten mit [Finish]. Der Assistent legt Ihnen nun die Klasse an sowie diverse Einträge in den Konfigurationsdateien, die ich später erkläre. Sollten Sie einmal eine “normale” Java-Klasse anlegen, müssen Sie all diese Einstellungen manuell vornehmen, um sie als JSF Managed Bean nutzen zu können. Ein Lob auf den Assistenten 😉

Vervollständigen Sie den Quelltext wie folgt:

package calculator;

import javax.faces.bean.ManagedBean;
import javax.faces.bean.RequestScoped;

/**
 *
 * @author mmueller
 */
@ManagedBean
@RequestScoped
public class CalculatorBean {
    private int _param1;
    private int _param2;
    private String _result;

    public CalculatorBean() {
    }

    // 
    public int getParam1() {
        return _param1;
    }

    public void setParam1(int param1) {
        _param1 = param1;
    }

    public int getParam2() {
        return _param2;
    }

    public void setParam2(int param2) {
        _param2 = param2;
    }

    public String getResult() {
        return _result;
    }
    // 

    public String add(){
        _result = Integer.toString(_param1 + _param2);
        return "";
    }

    public String substract(){
        _result = Integer.toString(_param1 - _param2);
        return "";
    }

    public String multiply(){
        _result = Integer.toString(_param1 * _param2);
        return "";
    }

    public String divide(){
        _result = _param2 == 0 ? "n/a" : Double.toString(_param1 / (double)_param2);
        return "";
    }

}

Zwei Attribute entsprechen unseren Parametern und das dritte ist das Ergebnis. Das Ergebnis wird in vier Methoden, die wie die Grundrechenarten heißen berechnet und im Attribut abgelegt. Das sieht ungewöhnlich aus, geben Sie doch normalerweise das Ergebnis als Rückgabewert der Methode (Funktion) aus. Hier liefern die Methoden stattdessen einen Leerstring (es darf auch null sein). Weiterhin fallen zwei Annotationen auf, die Ihre Eingaben im Assistenten wiederspiegeln. Wozu das Ganze gut ist, sehen Sie in Kürze. Wenn Sie möchten, schreiben Sie jetzt einen Unit-Test, um die Funktion der Bean zu überprüfen.

Wenden wir uns wieder der Webseite zu. Ergänzen Sie den Quelltext entsprechend dem folgenden Listing.

<?xml version='1.0' encoding='UTF-8' ?>
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Transitional//EN" 
    "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-transitional.dtd">

<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"
      xmlns:h="http://java.sun.com/jsf/html">
    <h:head >
        <title>Tiny calculator</title>
    </h:head>
    <h:body>
        <h1>Tiny calculator</h1>
        <h:form id="calculator">
          <h:outputLabel for="param1" value="Param 1:"/>
          <h:inputText id="param1" value="#{calculatorBean.param1}"/>
          <br/>
          <h:outputLabel for="param2" value="Param 2:"/>
          <h:inputText id="param2" value="#{calculatorBean.param2}"/>
          <br/>
          <h:commandButton action="#{calculatorBean.add}" value="add"/>
          <h:commandButton action="#{calculatorBean.substract}" value="substract"/>
          <h:commandButton action="#{calculatorBean.multiply}" value="multiply"/>
          <h:commandButton action="#{calculatorBean.divide}" value="divide"/>
          <br/>
          <h:outputLabel for="result" value="Result:"/>
          <h:outputText id="result" value="#{calculatorBean.result}"/>
        </h:form>
    </h:body>
</html>

Zum einen erhalten Formular und Texte eine ID und die Labels werden daran gebunden. Diese Ids ersetzen die automatisch generierten und sind für den Entwickler deutlich besser zu lesen.

Zum anderen werden die Texte an die Getter/Setter gebunden. Nun, die Wertebindung kann in beide Richtungen erfolgen, und so wird einfach nur der Methodenname ohne “get” oder “set” angegeben. Dies wird intern automatisch ergänzt (genauer gesagt kommt hier Reflection zum Einsatz). Vielleicht kennen Sie die Properties aus C#? Ohne get/set sieht dies den Properties doch sehr ähnlich. Und wenn Sie sich Microsofts CLR ansehen, so werden Sie feststellen, dass die Properties intern mittels Getter und Setter realisiert sind. Oh wundersame Welt der Sprachen…

Und die Buttons werden an die Rechenmethoden gebunden. Sie sind nur der Auslöser, um die entsprechenden Methoden aufzurufen. Das Ergebnis wiederum ist als Wert (getter!) an den outputText gebunden. Zur Bindung dienen die Ausdrücke in der Form “#{…}”. Diese sind in der sogenannten Expression Language verfasst. Davon später mehr. Hier das Resultat der bisherigen Arbeit (Starten Sie die App mit F6).    

               

Das sieht wie gehabt aus. Wenn Sie nun aber Werte eingeben und einen der Buttons betätigen, so wird tatsächlich gerechnet.

Und wie von Zauberhand werden unpassende Eingaben kommentiert und abgewiesen.

               

Doch das ist eine andere Geschichte und davon erzähle ich später…

Tutorial Webentwicklung (mit JSF) II

Die erste Webapplikation

Im Folgenden wird eine rudimentäre Webapplikation erstellt – und zwar nur soweit, wie sie als Grundgerüst von Netbeans generiert wird. Weitere Funktionalität wird noch nicht zugefügt. Und doch liefert dieser Einstieg wichtige Grundlagen.

Sie können das Beispiel wahlweise an Ihrem Rechner nachvollziehen – oder aber einfach den Screenshots folgen, abhängig von Ihrer persönlichen Vorliebe zum Erlernen neuer Technologien.

Nach dem Start von NetBeans wählen ein neues Projekt (Tastenkombination {Strg}+{Umschalt}+{N}). Es erscheint der folgende Dialog, in dem Sie “Java Web” und daraus “Web Application” wählen. Der Dialog kann bei Ihnen eventuell etwas anders aussehen, je nachdem, welche (Sprach-) Version von NetBeans und welches Betriebssystem Sie nutzen.

Betätigen Sie die Schaltfläche [Next]. Im folgenden Dialog wählen Sie einen passenden Projektnamen, hier “JSFTutorial”. Soweit Sie Ihre Projekte in einem anderen Verzeichnis als dem vorgeschlagenen Standard ablegen möchten, passen Sie noch das Projektverzeichnis (Project Location) an. Weiter geht es wieder mit [Next].

Soweit Sie NetBeans ab Version 6.9 in der Standard-Konfiguration nutzen, sollte bei Ihnen im folgenden Dialog der GlassFish Sever 3.0 oder jünger voreingestellt sein. Sofern Sie noch eine ältere Version nutzen, ist jetzt der ideale Zeitpunkt für ein Update gekommen. Für die Beispiele in diesem Buch wird die Java Enterprise Edition in der Version 6 genutzt.

 

Wie Sie erkennen können, bietet Ihnen der Dialog die Möglichkeit, Context und Dependency Injection (CDI) nutzen zu können. Damit versetzen Sie den Application Server in die Lage, Objekte in Ihre Applikation zu “injizieren”. Mittels einer einfachen Annotation weisen Sie so den Server an, Ihnen innerhalb einer sogenannten Bean Referenzen auf bestimmte Objekte zur Verfügung zu stellen. Die Lebensdauer einer solchen Bean können Sie festlegen, sei es, dass sie für eine Anfrage, eine Sitzung oder sonstiges gilt. Auch mit JSF können Sie die Lebensdauer einer Bean festlegen. Leider verhalten sich CDI und JSF hier leicht unterschiedlich, so dass wir dieses starke Feature vorerst nicht nutzen.

Mittels Context Path geben Sie an, unter welchem Pfad die Applikation angesprochen wird. Dieser ist mit dem Projektnamen vorbelegt und Sie können dies so belassen. Bei Bedarf lässt sich der Pfad zu einem späteren Zeitpunkt auch wieder ändern.

Wie gewohnt geht es weiter mit [Next].

In diesem Dialog wählen Sie die JavaServerFaces als Framework. Darunter erscheint ein Tabulator-Element zur Konfiguration. Ein JEE6 kompatibler Server wie GlassFish verfügt bereits über die passenden Bibliotheken und so können Sie diese Vorreinstellung belassen. Bei Nutzung eines anderen Servers, z. B. Apache Tomcat, müssen Sie ggf. Die JSF-Bibliotheken mit bereitstellen. In einem solchen Fall wählen Sie “Registered Libraries”. Bevor Sie den Dialog abschließen, wählen Sie noch den Reiter “Configuration” und ändern das URL Pattern auf “*.xhtml”. NetBeans schlägt hier standardmäßig “/faces/*” vor. Dies führt dazu, dass der Pfad im Browser scheinbar um ein Verzeichnis länger wird. Der Funktionalität tut dies keinen Abbruch. Hier müssen Sie selber entscheiden.

Die bevorzugte Seitensprache ist mit “Facelets” vorbelegt. Alternativ ist auch “JSP” (Java Server Pages) möglich. In beiden Fällen werden bestimmte Namensräume bzw. Bibliotheken (Tag Libraries) eingebunden, die es Ihnen ermöglichen, spezielle Anweisungen in der HTML-Seite unterzubringen, die serverseitig vor Auslieferung an den Browser abgearbeitet werden. JSP existieren schon länger und waren bis JSF 1.2 die Standard-Seitensprache. Sie haben jedoch einen etwas anderen Lebenszyklus als JSF. Facelets wurden dagegen speziell für JSF entwickelt und sind seit JSF 2 Teil der Spezifikation und bevorzugte Seitensprache.

Nun ist genug gewählt und Sie beenden den Dialog mittels [Finish].

Daraufhin generiert NetBeans ein vollständig lauffähiges Projekt und öffnet die Seite Index.xhtml im Sourcecode-Editor.

Wie an der Deklaration zu erkennen, handelt sich dabei um eine XHTML-Seite. Im öffnenden HTML-Tag ist entsprechend der Namensraum für xhtml angegeben und zusätzlich der Namensraum für jsf/html. Dieser erhält traditionell das Präfix “h”. Eine erste Nutzung erkennen Sie in den Tags für head und body. Hier ist dieses Präfix vorangestellt. Vor Auslieferung der Seite wird dies verarbeitet – und dabei werden diese Tags einfach durch die Standard-HTML-Tags ersetzt. Insofern passiert hier nichts Aufregendes.

Auf der linken Seite erkennen Sie im Projekt-Tree, dass NetBeans Ihnen neben dieser Seite auch einige Konfigurationsdateien, die weiter unten beschrieben werden, generiert hat. Des Weiteren wurden die benötigten Bibliotheken in das Projekt eingebunden. Kurz, es ist alles vorhanden, um das Projekt starten zu können. Dies geschieht mittels {F6}.

Der erste Start dauert etwas länger. NetBeans startet GlassFish, stellt die Applikation bereit und startet diese. Das Bereitstellen der Applikation wird als “Deploy” bezeichnet. Dies alles erledigt NetBeans für Sie. In einer produktiven Umgebung werden Sie jedoch nicht den lokalen Server nutzen – und den Server schon gar nicht jeweils neu starten. Hier müssen Sie vielmehr manuell deployen oder scripten – wie dies vonstatten geht, erfahren Sie in einem späteren Teil des Tutorials.

Nachdem der Server gestartet wurde, ruft NetBeans den Browser auf. Das Ergebnis ist rech unspektakulär: Hello from Facelets.

Ein Blick auf die URL zeigt, dass hier eine Anfrage an den lokalen Server gestellt wurde, und zwar im Verzeichnis JSFTutorial. Erinnern Sie sich? Dies ist genau der Context Path, den Sie im Assistenten angegeben haben, bzw. der aus dem Projektnamen übernommen wurde.

Ein Blick auf den Sourcecode der Seite (bei Firefox mittels {Ctrl}{u} erreichbar), zeigt normales XHTML:

<?xml version='1.0' encoding='UTF-8' ?>
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Transitional//EN"
"http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-transitional.dtd">
<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
    <head>
        <title>Facelet Title</title>
    </head>
    <body>
      Hello from Facelets
    </body>
</html>

Vergleichen Sie dies mit dem Sourcecode, so fällt auf, dass die Angabe des JSF-HTML Namespaces verschwunden sind, ebenso wie die “h:” Präfixe. Hier hat also bereits der Server im Hintergrund gewerkelt: Die spezifischen Tags wurden analysiert und ersetzt. Im vorliegenden Fall nur durch einfachen HTML Code. In späteren Projekten auch dynamisch durch die Ausgabe der Applikationen. Es wird also spannend.

An diesere Stelle sollte sich eigentlich eine Erläuterung dessen anschließen, was denn da serverseitig so alles passiert. Doch vor einem solch “trockenem” Thema gibt es im nächsten Abschnitt erst einmal eine kleine interaktive Applikation. Sie haben doch sicherlich auch erst einmal erlebt, wie ein Auto fährt, bevor Sie selbst zur Fahrschule gingen, oder?

Tutorial Webentwicklung (mit JSF) I

Tutorial Webentwicklung (mit JSF)

Diese Einführung zu meinem Tutorial "Webentwicklung mit JSF" gibt Ihnen einen Überblick über den geplanten Umfang. Das Tutorial werde ich entsprechend meinen jeweiligen zeitlichen Möglichkeiten erstellen. Änderungen in Umfang und Inhalt sind daher ausdrücklich möglich.

Webentwicklung – dies ist erst einmal ein sehr unkonkreter Begriff, der alles umfassen kann, was mit dem Internet zu tun hat, von einer einfachen HTML-Seite bis hin zu einer komplexen Anwendung. In diesem Tutorial bezieht sich dieser Begriff ganz konkret auf die Entwicklung von Applikationen, die via Browser nutzbar sind, mit den weiter unten genannten Technologien. Somit wird deutlich, dass es sich nicht um statische Internetseiten handelt, sondern um vollwertige Programme, die auf einem Server gehostet und an einem beliebigen Ort genutzt werden, freier Internetzugang vorausgesetzt. Dabei kann sich beispielsweise um eine Mitgliederverwaltung, ein Auskunftssystem, eine Kommunikationsplattform oder anderes handeln.

Um eine solche Applikation zu realisieren ist ein ganzes Bündel unterschiedlicher Technologien erforderlich. Zum einen benötigen die Browser darstellbare Webseiten, die von einem Server bereitgestellt werden. Zum anderen ist eine Programmiersprache erforderlich. Es wird aber nicht einfach ein lokal laufendes Programm erstellt, sondern eine Webapplikation. Dies erfordert in der Regel eine entsprechende Plattform oder Framework. Serverseitig muss der Entwickler das Rad nicht komplett neu erfinden. So wird als Ablaufumgebung im Folgenden ein Applikationsserver genutzt. Und was ist eine Applikation ohne Datenhaltung? Also werden eine Persistenzschicht sowie ein Datenbanksystem benötigt. Eine Webapplikation kommuniziert mit dem Anwender mittels Formularen und Dialogen. Die Validierung von Eingaben soll so schnell erfolgen, dass der Anwender flüssig arbeiten kann, ohne auf langwierige Reaktionen des Servers warten zu müssen. Somit wird ein Teil der Applikation, wie Eingabevalidierung, auf den Client verlagert.

In diesem Tutorial erfolgt die Webentwicklung mit diesen Technologien:

  • HTML (Hypertext Markup Language) mit CSS (Cascading Style Sheets) zur Darstellung im Browser
  • Java als serverseitige Programmiersprache
  • JavaServer Faces 2.0 als Webframework
  • Apache HTTP Server
  • Java EE 6 compliant Application Server
  • Java Persistence API (JPA) 2.0
  • SQL Datenbank (JavaDB, MySQL, PostgreSQL)
  • NoSQL Datenbank (CouchDB)
  • JavaScript zur clientseitigen Programmierung
  • AJAX als Technologie zum Update von Seiten
  • XML Transformation zum Erzeugen von PDF-Inhalten
  • WebServices zur Lösung spezieller Probleme

In einem Tutorial dürfen natürlich praktische Beispiele, Screenshots etc. nicht fehlen. Während die genannten Technologien mittels unterschiedlicher Entwicklungsumgebungen genutzt werden können, ist, um den Rahmen dieses Tutorials nicht zu sprengen, die Beschränkung auf eine bestimmte Umgebung erforderlich. Hier wurde NetBeans gewählt, da diese Umgebung alle erforderlichen Technologien "out of the box", also ohne weitere Konfiguration anbietet. Im Einführungsbeispiel wird aber gezeigt, wie dies alternativ mittels Eclipse erfolgen kann. Soweit Sie, lieber Leser, nicht mit NetBeans arbeiten möchten, können Sie die weitere Entwicklung entsprechend auf Eclipse oder eine andere Entwicklungsumgebung übertragen. Analog gilt dies auch für den Applikationsserver. NetBeans kommt mit GlassFish 3.x daher, der ohne weitere Konfiguration, Deployment etc. genutzt werden kann. Es wird aber gezeigt, wie Sie die Applikation losgelöst von NetBeans auf diesem Server installieren. Entsprechend können Sie jeden anderen JEE6 kompatiblen Server nutzen. Und viele Beispiele können Sie auch auf einem sogenannten Servlet Container wie Tomcat 7.x nachvollziehen.

Aufbau des Tutorials

Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um ein Tutorial. Das bedeutet nicht, dass Sie einfach eine Reihe von Screenshots mit wenig Text vorgesetzt bekommen, anhand derer Sie das Ganze praktisch nachvollziehen müssen. Vielmehr heißt dies, Sie erhalten Informationen aus der Praxis heraus. Mit soviel Screenshots, dass Sie das Ganze rein gedanklich nachvollziehen können. Es ist nicht erforderlich, dass Sie sich gleich vor Ihren Rechner setzen und in die Tasten hauen. Wer möchte, darf dies natürlich auch. Den Screenshots und Listings folgt jeweils eine ausführliche Erläuterung. Tutorial bedeutet hier also ausgehend vom praktischem Beispiel. Insofern unterscheidet es sich also von klassischen Büchern, die alles erklären und nur ein paar Beispiele einstreuen. Dieses Tutorial ist konkreter, ohne aber das theoretische Fundament auszulassen.

Dabei geht es ganz sachte los. Im ersten Beispiel wird gezeigt, wie Sie eine Webapplikation anlegen und ausführen. Dazu wird anfangs nur der generierte Code genutzt und aus der Entwicklungsumgebung gestartet. Sodann erfahren Sie, wie Sie die Applikation auf einem Applikationsserver – losgelöst von der Entwicklungsumgebung – bereitstellen. Dieses erste Besipiel wird anschließend mittels Eclipse nachgebaut. Im späteren Verlauf des Tutorials sei dies dem interessierten Leser selber überlassen.

Erst nach und nach kommt eigener Code zur Anwendung dazu. Es entsteht ein einfacher Rechner für einige Grundrechenarten. So klein dieses Besipiel ist, zeigt es bereits serverseitige Programmierung, Eingabevalidierung und Einbindung von Stylesheets. Dazu gehört dann u. a. auch das theoretische Fundament zum Lebenszyklus einer JSF-Anfrage. Weitere Anwendungen zeigen die Nutzung von JSF-Templates, mittels derer Sie einen (optischen) Rahmen für Ihre Anwendung schaffen können.

Die Mitgliederverwaltung eines Vereins ist die erste größere Anwendung. Sie soll nur für einen bestimmten Personenkreis zugänglich sein. Dabei wird unterschieden zwischen Personen, die einen Ausschnitt der Daten sichten dürfen und solchen, die sämtliche Daten sichten und editieren können. Hier sind also Persistenz und Authentisierung gefragt.

Die zweite größere Applikation stellt eine Fakturierung dar. Im Fallbeispiel sollen Rechnungen direkt beim Kunden erfasst und ausgedruckt werden können. Die Belege werden serverseitig als PDF erzeugt, so dass sie vor Ort auf einem beliebigen Drucker ausgegeben werden können. Dieses Beispiel geht davon aus, dass sich der Applikationsserver in einer DMZ (demilitarisierte Zone) befindet. Die Datenbank soll aber nicht an einer solch exponierten Stelle installiert werden, sondern sich im lokalen Netz befinden. Desweiteren ist ein direkter Zugriff von der DMZ auf den Datenbankport verboten. Der Zugriff erfolgt daher indirekt mittels einem weiteren Applikationsserver, der via Webservices angesprochen wird.

Als Brückenschlag zu anderen Webtechnologien wird schließlich gezeigt, wie diese Webservices von einer Dot.NET-Applikation angesprochen werden können. Desweiteren wird die alternative Datenspeicherung mittels CouchDB dargestellt.

Auch wenn es in diesem Tutorial speziell um Webapplikationen geht, so ist ein wesentlicher Bestandteil von Internetangeboten eine reine Information: Es werden statische oder dynamisch generierte Inhalte angezeigt. Dies beherrscht ein HTTP- (oder einfach Web-) Server in der Regel besser als ein Applikationsserver. Und so lernen Sie die Nutzung des Applikationsservers hinter einem HTTP-Server. Dabei nimmt der HTTP-Server die Anfragen aus dem Web entgegen, und entscheidet dann, ob er einfach Inhalte ausliefert oder aber die Anfrage an die Applikation weiterleitet.

Auch wenn dieses Tutorial mit einem kleinen Beispiel anfängt, so richtet es in erster Linie an Personen, die bereits über Programmierkenntnisse in Java verfügen. HTML und CSS gehören zwar in das Repertoire eines jeden Webentwicklers, aber gerade beim Einstieg in diesen Bereich verfügt nicht jeder Java-Entwickler über entsprechende Kenntnisse. Daher finden Sie zugehörige Informationen in kompakter Form eingestreut sowie Links auf vertiefende Informationen.

Der Schwerpunkt dieses Tutorials liegt auf der Entwicklung von Applikationen, nicht auf der Installation der Ablaufumgebung. Daher startet der praktische Teil auch nicht mit ausgedehnten Installationsanleitungen.

Am besten können Sie dieses Tutorial mittels NetBeans nachvollziehen. Diese Entwicklungsumgebung finden Sie unter http://netbeans.org/downloads/index.html. Wählen Sie dort entweder das Paket "Java" oder "All" und installieren dies gemäß Anleitung. Vorraussetzung ist ein installiertes Java JDK. Falls Sie dies noch nicht installiert haben solten, so finden Sie im Downloadbereich von NetBeans den passenden Link.

 

JSF Tutorial

Mehr Arbeit als gedacht war die Erstellung der Liste meiner Rezensionen (siehe Bücher), zumal die Liste während der Arbeit immer länger wurde. Die nächsten Magazine kommen bestimmt…

Doch nun habe ich mit der Erstellung eines JSF-Tutorials begonnen, das ich demnächst hier vorstellen werde. Da ich dies auch benötige, um meine Kollegen zu schulen, wird dies hoffentlich recht bald fertig.